Heide - Das Baby ist gerade geboren und wird sofort auf den Bauch der Mutter gelegt. Der Körperkontakt bleibt auch nach der Entbindung bestehen, und zwar mindestens bis das Neugeborene das erste Mal an der Brust gesaugt hat. Auch die Erstuntersuchung durch den Arzt - die so genannte U1 - findet in dieser Position statt. Selbst wenn das Baby per Kaiserschnitt zur Welt gekommen ist, wird auf Hautkontakt größten Wert gelegt. Noch während der Operation liegt das Neugeborene durch ein spezielles Tuch gehalten auf der Brust der Mutter. Ergebnis: Das Kind fühlt sich wohl, die Mutter ist glücklich. Der Ablauf nach einer Geburt im Westküstenklinikum ist in den vergangenen Monaten noch einmal sanfter, noch mehr an die Bedürfnisse von Mutter und Kind angepasst geworden. Das WKK nimmt jetzt an der Initiative "Babyfreundliches Krankenhaus" (Baby friendly) des Kinderhilfswerks UNICEF und der Weltgesundheitsorganisation WHO teil.
"Unser Ziel ist es, die Mütter auch nach der Entbindung so gut zu beraten und zu begleiten, damit sie beruhigt mit dem Baby in die häusliche Umgebung zurückkehren können. Sie bekommen bereits hier im Westküstenklinikum das Rüstzeug, um die neuartige Situation zu Hause gut in den Griff zu bekommen", erläutert Dagmar Hansen, Leitende Hebamme der Frauenklinik. Im Mittelpunkt der Bemühungen stehe die persönliche, körperliche Bindung zwischen Mutter und Neugeborenem.
In Gesprächen wird den jungen Müttern auch die Bedeutung des Stillens erklärt. "Die Muttermilch ist und bleibt nun einmal das Beste, was das Baby bekommen kann. Auch beim Stillen fördern und unterstützen wir die Mütter, wo wir nur können", so Dagmar Hansen. Daher seien auch entsprechende WKK-eigene Still-Leitlinien entwickelt worden, die von Chefarzt Dr. Thomas Kunz voll und ganz unterstützt werden. Aber: Das letzte Wort hat aber nach wie vor die Mutter; sie entscheidet aufgrund ihrer individuellen Bedürfnisse und Wünsche, ob sie stillen will oder nicht.
Doch das Stillen ist nur ein, wenn auch sehr wichtiges Thema des Konzepts. So wird den Eltern die gemeinsame Übernachtung mit ihrem Neugeborenen in einem Raum ermöglicht. Und auch das so genannte "Co-Sleeping" ist nicht selten; dabei kann das Baby mit im Bett der Mutter schlafen.
Der Entschluss, sich an der Baby-friendly-Initiative zu beteiligen, liegt bereits einige Monate zurück. Damals wurde eine fünfköpfige berufs- und fachübergreifende Arbeitsgruppe aus Hebammen, Kinderkrankenschwestern und Ärzten gebildet, um die Abläufe innerhalb der geburtshilflichen Abteilung zu optimieren. Die Patientinnen sollten besser beraten, ihr Wohlgefühl nach der Geburt gesteigert werden. Und: Die jungen Eltern sollten mit einem Gefühl der Sicherheit nach Hause entlassen werden. Zwar gibt es in der Frauenklinik viele erfahrene Fachkräfte, die Qualität der Betreuung sollte jedoch stetig weiter angehoben werden.
Mittlerweile haben zahlreiche, zum Teil mehrtägige Veranstaltungen stattgefunden. Alle Hebammen, Kinderkrankenschwestern und auch Ärzte sind entsprechend ausgebildet und können den Müttern auf gleichem Niveau zur Seite stehen. Ende 2010 ist die Klinik dem
Verein zur Unterstützung der WHO/UNICEF- Initiative "Babyfreundliches Krankenhaus" (BFHI) e.V. beigetreten. Als nächstes Ziel wird die Zertifizierung der Abteilung bis Ende des Jahres angestrebt. "Auch da sind wir bereits auf einem guten Weg, uns dieses hochwertige Qualitätssiegel zu verdienen", zeigt sich Dagmar Hansen optimistisch.