Brunsbüttel, 01.11.2010 – Bei den Patienten der geriatrischen Abteilung im Brunsbütteler Krankenhaus kommt immer tierische Freude auf, wenn "Schwester Clara" in den Raum läuft. Dann gibt es Streicheleinheiten und – im Rahmen der Therapie – auch schon einmal ein Leckerli für die vierbeinige Therapeutin, denn: Clara ist eine Labrador-Mischlingshündin. Gemeinsam mit ihrer Anleiterin, der Physiotherapeutin Nina Mews, versieht die Therapiehündin Tag für Tag ihren Dienst auf den Stationen und in der Tagesklinik. Sie ist damit eine der ganz wenigen Therapiehunde auf geriatrischen Stationen in Deutschland.
"Clara ist von den Patienten sofort gut angenommen worden und eine wertvolle Bereicherung unseres Therapieangebots", erläutert Christine Guzy, Leitende Oberärztin der Abteilung für Frührehabilitation und Geriatrie. Gemeinsam mit dem ärztlichen, pflegerischen und therapeutischen Team hat die Ärztin ein Konzept entwickelt, dass die Einbindung der tierischen Hilfskraft ermöglicht. Doch dazu gehört auch eine Lehrzeit. Um endgültig als Therapiebegleithund – so der offizielle Titel – anerkannt zu werden, muss Clara neben der Alltagsarbeit auf Station auch eine harte (Hunde-)Schule in der "Akademie für Therapie- und Behindertenbegleithunde" durchlaufen. Ihre Charaktertest-Prüfung hat sie bereits bestanden.
Doch auch während der Lehrzeit zeigt sich, dass Clara bei der Behandlung von Depressionen, beim Abbau von Ängsten und bei der Steigerung der Mobilität helfen kann. Vor allem aber, so Christine Guzy, motiviere die Hündin die oft hochbetagten Patienten, bei den Therapien engagiert mit zu machen. Auch bei körperlichen Übungen ist Clara wertvoll. Guzy: "Unsere Patienten berühren das ausgesprochen ruhige und liebe Tier gern. Das nutzen wir aus und leiten zum Beispiel Patienten nach einem Schlaganfall dazu an, mit der betroffenen Hand Clara zu streicheln."
Einschränkungen für den Einsatz der Therapiehündin gibt es kaum, zumal bei fast allen Krankheitsbildern – von der Alzheimer Demenz bis zum chronischen Schmerz – die Förderung körperlicher und geistiger Fähigkeiten unterstützt werden kann. Zudem hilft die Anwesenheit des Tiers bei Stressabbau, Blutdrucknormalisierung sowie bei der Schaffung einer positiven und wertfreien Atmosphäre.
Hinter dem Wohlgefühl steckt jedoch einiges an harter Arbeit – für Clara, vor allem aber für Nina Mews, die die Hündin auch privat betreut, die therapeutischen Maßnahmen umsetzen und die Vorgaben der Hygienebeauftragten der Klinik strikt beachten muss. Doch die Physiotherapeutin übernimmt diese Aufgaben gern; immerhin hat sie selbst die heute zweijährige Clara im Dezember 2009 aus dem Tierheim Ajuncan auf Mallorca, geholt. Die Therapeutin ist in der Praxis für Physiotherapie Gunnar Hagemann in der Westküstenklinik beschäftigt, die auch in der geriatrischen Abteilung die Therapien übernimmt. Nina Mews ist ehrenamtlich im Tierschutz tätig und kann eine Fortbildung im Bereich der Tierkommunikation vorweisen.